Freitag, 22. November 2013

Immer so nett!

Ich habe immer öfter Lust mich ungehörig zu benehmen. Ich meine damit, dass ich in bestimmten Situationen etwas Unerwartetes äußern oder tun möchte. Mein großes Vorbild ist Martina Hill http://www.martinahill.com/#2. Wobei die das ja nicht in echt macht. Sondern beruflich. Aber sehr inspirierend, das muss ich sagen. Wenn sie Kurse anböte - ich würde sofort buchen.

Gerade vorhin im Modeladen war so eine Gelegenheit: Ich war mit einem Shirt in der Hand zu der Dame hinterm Tresen gegangen und hatte gefragt, ob sie mir das Teil bis morgen zurücklegen würde. Die Antwort: "Nee, sowas tauschen wir nicht um." Am liebsten hätte ich laut gebellt oder etwas in der Art. Schlau wäre natürlich gewesen, mit einem:  "Ach wie schade, dann muss ich's eben wieder mitnehmen." den Laden energischen Schrittes zu verlassen. Aber schlagfertig bin ich immer erst später.  Ich weiß übrigens, dass das ein Widerspruch ist.

Kürzlich wurde ich in meiner Bankfiliale von einer Auszubildenden bedient, die ihre Unkenntnis durch Outfit-Maßnahmen zu kompensieren gezwungen war. An einem gewissen Punkt unseres Gesprächs hätte ich gern gesagt: "Wen willst Du eigentlich beeindrucken mit Deinen hochgezurrten Brüstchen, Du kleine Gans?!" Ungehörig. Aber ehrlich: wer hat jungen Frauen eingeredet, es sähe cool aus, sich die Brust unters Kinn zu schnallen? Wo bleibt die Würde? Die meisten Menschen müssen sich Würde natürlich erst erarbeiten. Mit 16 habe ich auch die seltsamsten Dinge angezogen und fand mich todschick. Wobei dieses Wort schon damals altmodisch war. Aber meine Patentante hat es oft gebraucht, und die war wirklich oft todschick. In den frühen sechziger Jahren war todschick sein durchaus erstrebenswert für junge unverheiratete Frauen wie meine geliebte Patentante.

Zurück zum Ungehörigen. Der Freund einer Bekannten von mir wäre ebenfalls ein gutes Vorbild: Er hat mal in der Zürcher Straßenbahn einen jungen Mann gebeten, sein Musikbeschallungsgerät etwas leiser zu stellen. Zur Antwort erhielt er ein Gezeter des Inhalts, dass man wohl Musik hören könne, wo und wann und wie laut auch immer man dazu Lust habe. Daraufhin stellte sich der Freund gegenüber diesem jungen Mann auf und sang laut, ruhig und konzentriert ein altes Schweizer Volkslied mit recht vielen Strophen. Vor solchen Menschen habe ich großen Respekt. Ich würde meinen Hut vor ihnen ziehen, wenn ich Hüte trüge. Manche Frauen haben ja ein Hutgesicht. Audrey Hepburn oder etwa Sophia Loren hatten ein Kopftuchgesicht. Ich habe wohl am ehesten ein Burkagesicht. In meiner Gegend haben Burkas eher keine Tradition. Wenn ich zum Beispiel ab morgen nur noch mit Burka das Haus verließe, gäbe es bestimmt Nachfragen. Besonders von meinen Nachbarn. Und ganz besonders von unserem Hausmeister. 

Seit einiger Zeit hängt an meiner Wohnungstür, wo andere Menschen ein Namensschild und / oder einen Spion angebracht haben, ein Foto von Ai Wei Wei. Es ist entstanden, als er endlich aus dem Gefängnis entlassen wurde. Es zeigt ihn, wie er gerade die Tür zu seinem Anwesen vom Innenhof aus schließt. Sein freundliches, erschöpftes Gesicht schaut den Betrachter zwischen der halb geschlossenen Tür und dem Türrahmen an. Für Menschen, die Ai Wei Wei und seine Beziehung zum chinesischen Regime nicht kennen, sieht es so aus, als würde der Mann auf dem Foto unerwarteten, aber nicht unerwünschten Gästen die Tür öffnen. So irreführend kann ein Bild sein. 

Unser Hausmeister kannte Ai Wei Wei nicht. Er fragte mich, ob dieses Bild mit dem freundlichen Mann böse Geister fernhalten solle. Keine schlechte Interpretation. Ich mag unseren Hausmeister.  

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Fragen kann man ja mal

Wann wurde eigentlich das schöne und bewährte Wort "brauchen" durch das schnöde "benötigen" ersetzt? Welcher Reporter hat als erster gefragt: "Wie muss ich mir das vorstellen?" Er möge vortreten und sein Urteil empfangen. Der Erfinder von: "Wie fühlt sich das an?" kann sich sofort dazu gesellen. Wieso haben wir keine Gefühle mehr, sondern nur noch Emotionen?

Wann wurde das Wetter zum Event? Früher gab es ein Wetter. Ein älterer Herr verkündete am Vorabend, was wir so ungefähr zu erwarten hatten. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da malte dieser Herr mit Kreide Sonne, Wolken und Regen auf eine Tafel. Im Rahmen des Fortschritts hantierte er später mit kleinen Pappwolken und -sonnen, die er an die richtigen Stellen auf der Karte heftete. 

Heute fragt ein Mann im hysterischen Tonfall, ob "wir" wohl morgen 25 Grad erreichen. Oder ob "wir" sogar die 30-Grad-Marke knacken! Wer ist eigentlich "wir"? Wir waren ja schon mal Papst - sind wir dann heute der liebe Gott? Aber Moment, für das Wetter ist ja Petrus zuständig. War der nicht der erste Papst? Sind wir dann doch wieder Papst? Ich komm' ganz durcheinander...

Und wer erfindet solche Ungetüme wie "Signalbedingt verzögert sich die Weiterfahrt" oder "Witterungsbedingt kann es zu Fahrplanabweichungen kommen". Der Begriff "Verspätung" ist wahrscheinlich bei Strafe mit einem Tabu belegt. Ich stelle mir vor, wie jemand das Wort eintippen will und darauf der Bildschirm bedrohlich anfängt zu flackern und die Tastatur blockiert. Ins Zimmer stürmt der Vorgesetzte und reisst dem Missetäter sämtliche Ehrenabzeichen herunter - so wie in dieser Westernserie. "Geächtet" hieß die, glaube ich. Da wurde Chuck Connors unehrenhaft aus der Armee geschmissen. Warum, daran kann ich mich gar nicht erinnern. Die signalbedingte Verspätung der Kavallerie könnte zum Beispiel ein Grund gewesen sein. Jedenfalls - unser Mann muss zunächst einen Crashkurs im Sprachgebrauch beim Öffentlichen Personennahverkehr absolvieren. Danach wird er zum Fahrkartenkontrolleur degradiert.

Sie können ihn daran erkennen, dass er nicht nach der Fahrkarte fragt, sondern: "Können Sie einen aktuellen gültigen Beförderungsberechtigungsausweis vorweisen?" Empfohlene Antworten sind: "Immer am  Mann!", "Allzeit bereit!" oder auch "Sir, yes, Sir!" oder so was Ähnliches....

Rückenschule Teil 1

Die Rückenschmerzen sind kaum auszuhalten. Und morgen muss sie geschäftlich nach England. Sie geht vorher noch die Mutter im Krankenhaus besuchen. Die empfängt sie mit den Worten: "Ach, meine Große!" Sie scheint ganz vergnügt, aber sie mag nichts essen. Sie lässt sich mit ein paar Löffelchen Apfelmus füttern. Die Tochter wird von einer Zärtlichkeitswelle überschwemmt. Nach einer Weile verabschiedet sie sich. Sie erwischt den Oberarzt und fragt ihn, ob etwas dagegen spricht, dass sie ein paar Tage verreist. Der Oberarzt erklärt ihr, dass die Mutter sich nicht mehr erholen werde; ihre Konstitution sei zu schwach, und sie werde sterben. Nicht heute oder morgen, aber bald. Und ja: sie könne ruhig wegfahren - in den nächsten Tagen seien keine dramatischen Entwicklungen zu erwarten. Dann macht er ihr noch ein Kompliment dafür, dass sie alles so vernünftig und gelassen aufnimmt. Ihr Vater und ihre Schwester seien da wohl etwas schwierig - ihre Schwester sei direkt hysterisch geworden, wenn er das mal so sagen dürfe. Sie bedankt sich brav. Draußen auf dem Gang muss sie sich anlehnen. Sie rutscht langsam an der Wand herunter, und die Tränen schießen ihr aus den Augen. Wie in Trance fährt sie nach Hause und packt.

Weil Ihre Chefin schon länger andeutet, dass sie Ihr die Rückenschmerzen nicht glaubt, arbeitet sie auf der Messe extra hart. In einer Mischung aus Wut und Trotz schleppt sie Kisten mit Katalogen und richtet mit ihrer Kollegin den Stand ein. Dann nutzt sie jede Gelegenheit herumzulaufen, weil nur so die Schmerzen halbwegs erträglich sind. Abends im Hotelbett denkt sie an ihre Mutter und versucht, im Sitzen ein bisschen zu schlafen. Am zweiten Tag geht nichts mehr. Sie teilt dem Team mit, dass sie an diesem Abend schon nach Hause fliegt, weil sie sonst womöglich hier in einer Klinik landet. Sie überlegt, was eigentlich Bandscheibenvorfall auf Englisch heisst. Irgendwas mit prelaps?

Spätabends in ihrer Wohnung angekommen, hört sie ihre Mailbox ab. Ein paar Anrufe von Freunden, dann die Stimme ihres Vaters: Gestern Nacht ist die Mutti gestorben. Auf Wiederhören. Alles in ihr krümmt sich zusammen. Sie macht sich ganz klein. Dann läuft sie wie ferngesteuert in der Wohnung auf und ab und hört sich selbst ganz verrückt wimmern. Eine Stimme sagt ständig: Oh nein oh nein oh nein, eine andere: Ich war nicht da, ich war nicht da. Dabei kommt sie sich vor, als würde sie eine oft gesehene Filmszene nachspielen. Ich bin ein Klischee, denkt sie: Junge Frau erhält schreckliche Nachricht und dreht durch. Sie wird etwas ruhiger und ruft eine Freundin an. Die sagt: ich bin gleich da. Als sie kommt, gehen sie in die Kneipe gegenüber. Die Freundin verordnet mäßiges Betrinken. Beim Bier erzählt sie die ganze Geschichte: vom letzten Krankenhausbesuch, vom eiskalten Oberarzt, vom geschäftsmäßigen Anruf ihres Vaters. Wie sie den Flug bis kurz vor der Landung im Stehen bei den Stewardessen verbringen durfte. Als sie dabei ankommt, wie die mütterlichen British-Airways-Ladies ihr einen Gin Tonic nach dem anderen brachten, lachen die beiden Tränen. Sie weint noch ein bisschen, dann bringt ihre Freundin sie ins Bett und fährt nach Hause.

Schon am nächsten Tag liegt sie in einem Krankenhausbett. Selig lächelt sie den Infusionsbeutel an, aus dem das Schmerzmittel sie langsam ins Nirwana tropft.







Freitag, 19. Juli 2013

Kinderlandverschickung

Das Kind fährt auf eine Insel. Dem Kind soll etwas Gutes getan werden. Seit einiger Zeit sieht es so blass aus. Es wird immer schmaler und ist weitgehend verstummt. Die Reisevorbereitungen dauern Wochen und werden gewissenhaft durchgeführt. Namensschildchen werden in Kleidungsstücke genäht. Ein Badeanzug wird ausgesucht. Mutter und Großmutter überlegen hin und her, was in den Koffer soll. Alles, wirklich alles, muss auf einer Liste vermerkt werden. Diese Liste kommt in einen Briefumschlag. Zusammen mit anderen wichtigen Papieren wird sie in einem Etui dem Kind um den Hals gehängt.

Dem Kind ist sehr bang. Es wurde nicht gefragt. Es soll sich freuen. 

Als alle zusammen zum Bahnhof fahren, ist es schon dunkel. Der Zug fährt über Nacht, und die vielen Kinder werden auf die Plätze verteilt. Die Großmutter hat dem Kind auf dem Bahnsteig schnell und heimlich ein Geschenk in die Hand gedrückt: ein hübsches kleines Portemonnaie mit einem Fünfmarkstück. Im Abteil ist es gar nicht so schlecht. Die anderen Kinder sind genauso aufgeregt und nicht böse, wie befürchtet. Die Polstersitze werden zu Liegen herausgezogen. Trotz der Aufregung schläft das Kind ein. 

Das Kinderheim liegt nah am Strand. Das Meer ist schrecklich und wunderschön. Gleich am zweiten Tag ertrinkt das Kind beinahe. Die Tanten hatten befohlen, dass alle sich an den Händen fassen und zusammen ins Wasser laufen. Das Kind war brav und lief. Die zwei älteren Kinder, die es an den Händen hielten, zogen es rechtzeitig heraus. 

Ein älteres Mädchen von zu Hause soll sich ein bisschen um das Kind kümmern. Das Mädchen klaut Sachen. Das Kind beobachtet, wie das Mädchen kleine Taschen, die es genommen und geleert hat, am Strand vergräbt. Wenn es was erzählt, wird ihm etwas Schlimmes passieren. Das Kind sagt sowieso nichts.

Das Essen im Heim ist nie genug. Alle haben ständig Hunger. Am schönsten ist, wenn es sonntags Kakao und Kuchen gibt. Das Kind hat zwei Freundinnen gefunden. Sie sind im selben Schlafsaal und haben zusammen Heimweh. Sie sind die drei Jüngsten. Das Kind kann schon ein bisschen schreiben. Es schreibt an den Vater, dass er sie alle drei retten soll. Er soll mit seinem Auto herkommen und sie nach Hause holen. Das Kind kann nicht wissen, dass die Tanten alle Briefe lesen und nur die schönen zur Post geben.

Das Kind liebt das Meer, und auf die Spaziergänge durch die Dünen und an den Strand freut es sich jeden Tag. Die Tanten gehen voran, und wenn sie an einer Stelle mit Nackten vorbeikommen, rufen sie laut und wedeln mit den Händen. Die Kinder müssen dann woanders hingucken. Sie sehen aber trotzdem etwas. Sie kommen sich komisch vor, weil sie angezogen sind. Die Nackten sind einfach nur nackt. 

Ein paar Kinder sammeln eine Riesenmenge kleiner Frösche und legen sie der schlimmsten Tante ins Bett. Das ist ein schöner Abend, als das Kreischen durch die Gänge hallt.

Irgendwann fällt das Klauen auf. Ein Täter wird gesucht. Das Kind kommt in Verdacht. Die Tanten finden das Portemonnaie mit dem Geldstück. Das steht nicht auf der Liste. Das Kind kann nichts erklären. Es wird in ein kleines Zimmer gesperrt und soll nachdenken. Weiter passiert nichts. Die Diebin macht vielsagende Grimassen. Das Kind schweigt.

Am Ende gibt es ein großes Abschiedsfest. Das Kind muss auf der Bühne ein Lied singen und in einer Scharade mitspielen. Alle haben sehr viel Spaß.

Im nächsten Sommer sagt die Mutter, dass das Kind wieder auf die Insel darf. Das Kind fängt an zu weinen. Endlich kann es erzählen, wie es wirklich war.

Die Insel liebt es für immer.





Freitag, 12. Juli 2013

Dilemma

Manche Dinge möchte man vielleicht lieber nicht wissen.

Ich habe einen guten Bekannten, den ich bei einem Couchsurfing-Event getroffen habe. 

Was ich bisher von ihm wusste:

Er ist gebürtiger Ägypter, Londoner, Familienvater, beruflich erfolgreich, polyglott, unglaublich herzlich, gastfreundlich, humorvoll, zuverlässig, hilfsbereit, Muslim.

Obwohl wir uns kaum kennen, mag ich ihn von Herzen gern und freue mich immer, ihn zu sehen. Wobei das naturgemäß selten ist.

Das letzte Mal hatten wir ein arabisches Frühstück mit einer weiteren Couchsurfing-Freundin in London, bevor ich wieder nach Hause flog. Ich erinnere mich noch daran, wie viel wir gelacht haben, und wie unkompliziert und bereichernd das Gespräch zwischen uns war - drei Menschen völlig unterschiedlicher Herkunft. Ich bin ja eh' eine sentimentale Nudel, und solche Erfahrungen verstärken dann immer ein bisschen den Glauben an uns Menschen insgesamt. 

Wir sind natürlich auch auf Facebook verbandelt. Nun habe ich einige Kommentare zur aktuellen Lage in Ägypten gelesen, bei denen ich schon ein bisschen gezuckt habe innerlich. Letzte Neuigkeit: Beitritt zu einer Gruppe, die den Muslimbrüdern anhängt. 

Ich kann die Wut von Mursi-Anhängern nachvollziehen darüber, dass ihr demokratisch gewählter Präsident undemokratisch abgesetzt wurde. Seine Politik und die Ziele der Muslimbrüder sind eine ganz andere Geschichte.

Ich fühle mich ein bisschen so, als hätte ein alter Freund mir beiläufig erzählt, dass er Beate Zschäpe Liebesbriefe in den Knast schickt.

Ich bin ratlos.




Mittwoch, 10. Juli 2013

Be-Vaterung oder: Braves Mädchen

Mein Vater, zu dem ich in den letzten Monaten nur sporadisch telefonischen Kontakt hatte, versucht mich zu einem Besuch zu verlocken. Mit der Aussicht auf Geld. Ich bin durchaus bestechlich - dies würde ich zum Beispiel als Schmerzensgeld oder Entschädigung betrachten. Wobei mein Vater mir auch schon mal 10,00 Euro zu Weihnachten geschenkt hat und nicht verstand, wieso ich mich nicht gefreut habe. Ich sollte also vorher eine Kosten-Nutzen-Aufstellung machen und dazu mehr Informationen einholen. Denn kosten wird mich der Besuch garantiert etwas. Überwindung wäre das Erste.

Mein Leben lang habe ich versucht, eine gute Tochter zu sein. Ich höre gerade erst damit auf bzw. befinde mich in der Kündigungsphase für diesen Job. Der ist nämlich extrem undankbar und endet garantiert mit einem Burnout. Die Anforderungen sind beim besten Willen nicht zu erfüllen.

Eine Zeit lang dachte ich, es würde sich dadurch etwas ändern, dass mein Vater und ich als Rest-Familie übrig geblieben sind. Ich hatte mir gewünscht, dass wir gemeinsam um meine Schwester trauern könnten. Das war wohl sowieso naiv. Mein Vater hat - wie ich erst jetzt beginne zu begreifen - sich vor langer Zeit schon abgewöhnt, überhaupt etwas zu fühlen. Das hat er mit vielen Männern seiner Generation gemeinsam.

Das Buch "Die Kinder der Kriegskinder" von Sabine Bode hat mir geholfen, unsere Familiengeschichte in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Allein die Entdeckung, wie viele Menschen meiner Generation ganz ähnliche Geschichten und Schicksale haben, hat mich getröstet. Die Lektüre hat mir das Gefühl genommen, dass ich allein ganz besonders gestört bin, und auch noch selbst dran schuld. 

Männer wie mein Vater haben oft nur diesen Schluss aus ihren Erfahrungen ziehen können: Empathie ist viel zu gefährlich, und neuer Schmerz muss unbedingt vermieden werden. Damals war dieses Verhalten überlebenswichtig. So eine Programmierung an neue Umstände anzupassen oder gar zu löschen, ist richtige Arbeit und dauert seine Zeit - wenn nicht sogar das ganze Leben. Wer wüsste das besser als ich. 

Aber vor allem muss man es selber wollen: Leidensdruck ist eine Voraussetzung für dieses Unternehmen. Bei mir war der irgendwann größer als die Angst vor Veränderungen. Als ich das erste Mal eine Verbesserung erlebt habe, hat mich unglücklicherweise ein missionarischer Eifer erfasst, und ich wollte alle mir nahe stehenden Menschen auf den Weg des Heils führen. Ach ja, es gibt viel zu lernen, wenn man erstmal damit angefangen hat. Rückblickend sehe ich durchaus die Komik darin, aber für meine Umgebung muss ich ziemlich unerträglich gewesen sein. 

Heute kann ich auch meinen Vater anders ansehen als früher. Ich kann besser auf mich aufpassen und weiß zum Beispiel, dass ich keine typischen Vaterdinge von ihm erwarten darf. Dafür überrascht er mich dann immer häufiger mit unerwarteter Fürsorge. Auf seine Art.

Der Besuch ist für nächste Woche geplant. Ich bin gewappnet und gespannt.



Dienstag, 9. Juli 2013

Dancing Queen

Die junge Frau tanzt. Dass sie dabei gut aussieht, kann sie an den Blicken der Männer erkennen. Das kleine Mädchen, das sie einmal war, hat sie in eine dunkle Kammer gesperrt. Sie hat es fast vergessen. Beim Tanzen vergisst sie alles. Sie ist eine andere. 

Sie ist die, die sich wie nebenbei umschaut, wen sie nachher in ihr Bett mitnimmt. Sie wirkt cool und ist doch eine leichte Beute. Sie ist die, nach der man fragt, wenn sie einmal nicht im Club auftaucht, aber davon weiß sie nichts. Über die geredet wird mit Bewunderung und Neid, aber davon weiß sie nichts. Die einen geheimnisvollen Eindruck macht und als unnahbar gilt. Wüsste sie davon, wäre sie sehr erstaunt. 

Sie glaubt, sie sei immer noch dieselbe wie früher. Aber sie sieht ganz anders aus. Endlich ist sie nicht mehr das dicke Kind.  Sie war eine Weile fort und kam verwandelt zurück. Endlich will sie leben und Spaß haben. Endlich gehört sie dazu. Glaubt sie. 

Sie wünscht sich einen, der sie durchschaut. Sie tut alles, um nicht durchschaut zu werden. Wenn es ihr gelingt, ist sie bitter enttäuscht.

Die Kleine ruft nach ihr, aber sie will nicht hören. Sie weint leise, aber wird nicht getröstet. Erst am nächsten Morgen sind sie wieder zusammen und allein.

Lieblingsgedichte

Dies hier ist natürlich ein Gebet und nicht bloß ein Gedicht. Ich bin nicht gläubig und schon gar nicht christlich, aber den Text finde ich wunderbar. Aus irgendeinem Grund hat er mich sofort angesprochen.  Ist mir völlig schleierhaft. 

Das Gebet wird Theresa von Ávila zugeschrieben, und wenn das stimmt, war sie eine weise Frau mit viel Humor. Eine Ahnung davon finde ich ihrem Porträt auf der Wikipedia-Seite. Aber lest selbst:


Gebet des älter werdenden Menschen

Oh Herr, Du weißt besser als ich, dass ich von Tag
zu Tag älter und eines Tages alt sein werde.
Bewahre mich vor der Einbildung, bei jeder
Gelegenheit und zu jedem Thema
etwas sagen zu müssen.

Erlöse mich von der großen Leidenschaft, die
Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen.

Lehre mich, nachdenklich (aber nicht grüblerisch),
hilfreich (aber nicht diktatorisch) zu sein.

Bei meiner ungeheuren Ansammlung von Weisheit
erscheint es mir ja schade, sie nicht weiter-
zugeben. Aber Du verstehst - oh Herr - dass
ich mir ein paar Freunde erhalten möchte.
Bewahre mich vor der Aufzählung endloser
Einzelheiten und verleihe mir Schwingen,
zum Wesentlichen zu gelangen.

Lehre mich schweigen über meine Krankheiten und
Beschwerden. Sie nehmen zu - und die Lust,
sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr.

Ich wage nicht, die Gabe zu erflehen,
mir  Krankheitsschilderungen anderer
mit Freude anzuhören, aber lehre mich,
sie geduldig  zu ertragen.

Lehre mich die wunderbare Weisheit,
dass  ich mich irren kann.
Erhalte mich so liebenswert wie möglich.
Ich möchte kein Heiliger sein, mit ihnen lebt
es  sich so schwer, aber ein alter Griesgram
ist  das Krönungswerk des Teufels.

Lehre mich, an anderen Menschen
unerwartete Talente zu entdecken und
verleihe mir, oh Herr, die schöne Gabe,
sie auch zu erwähnen.


Theresia von Avila




Montag, 8. Juli 2013

Fahrt ins Grüne - äh - Blaue

Seit diesem Frühjahr bin ich Neu-Gärtnerin. Mit einer Freundin habe ich ein kleines Gärtchen am Stadtrad gepachtet, und diese Freundin hat ein Auto. So konnten wir immer mal spontan nach unserem jungen Gemüse sehen. 

Nun ist meine Freundin in den Urlaub gefahren -  ich erwähnte es schon - und das hat außer Verwaisung und Verwahrlosung auch noch andere Folgen: ich bin auf den ÖPNV angewiesen. Der hat eine Website, bei der man nach Verbindungen suchen kann. Mit der Seite habe ich so meine Erfahrungen. Aber ich übe mich ja gerade in Vertrauen, und deshalb habe ich vor einigen Wochen via Web schon einmal eine Fahrt zum Gärtchen geplant. Ich wusste, dass genau an dem kleinen Zugang zu den Feldern eine Bushaltestelle ist. Die wiederum liegt gegenüber einer ALDI-Filiale. Ich also ganz schlau die Adresse des Marktes als Fahrtziel eingegeben und tatsächlich eine Verbindung erhalten. Die schien mir plausibel, also machte ich mich zuversichtlich auf den Weg. Mit "plausibel" meine ich, dass der Verkehrsverbund mich nicht zunächst in eine andere Stadt schicken wollte, und die Fahrtzeit nicht mit fünf Stunden angegeben war. Auch das kommt vor. 

Brav folgte ich also dem Verbindungsplan. Nur, um am anderen Ende des Dörfchens zu stranden. Ich kam mir ziemlich dämlich vor, als ich an der Endhaltestelle immer noch im Bus saß, mich über die unbekannte Gegend wundernd, während der Fahrer endlich Pause machen wollte. 

Heute wollte ich ein ähnliches Erlebnis vorher ausschließen und guckte direkt nach dem Bus, der an der besagten Haltestelle hält, oder abfährt, oder wie auch immer....

Diese Buslinie war der Website unbekannt. Ich probierte ein paar Tricks, um sie zu überlisten, aber ohne Erfolg. Unsere Pflänzchen sollten aber noch heute vor dem Verdursten gerettet werden. Daher versuchte ich es diesmal mit der Telefon-Hotline. 

Natürlich habe ich nicht damit gerechnet, sofort mit einem lebendigen Menschen sprechen zu können. Man ist ja nicht blöd oder erst gestern aus dem Nest gefallen. Die Ansage lautete allerdings: "Wir VERSUCHEN, Sie mit einem Mitarbeiter zu verbinden." Das lässt schon Böses ahnen. Ein kluger Therapeut meines Vertrauens hat mal gesagt: Versuchen heißt Scheitern. Das leuchtet ein. Man muss sich nur vorstellen, wie man selber sagt: Ich versuche mit dem Rauchen aufzuhören. Oder: Ich versuche, mehr Sport zu machen. Da klingt doch quasi auf der zweiten Tonspur mit: Ich glaube selber nicht dran. Also das wird nix. Aber versucht habe ich es.

Nachdem die freundliche Telefonstimme diesen Versuch fünfmal angekündigte hatte, wurde ich aus der Leitung geschmissen. Das Ganze insgesamt dreimal; bei mehr Anrufen hätte ich mich geschämt und mein Gesicht verloren, auch wenn's außer mir niemand gemerkt hätte. Also ich hätte vor mir selbst mein Gesicht verloren. 

Was soll man sagen? 

In gnädiger Stimmung vielleicht Folgendes: Der Telefonservice zeigt eine erstaunlich gute Selbsteinschätzung, denn Versuche können nun mal so oder so ausgehen. In diesem Fall halt so.

Unverhofftes Happy End: 

Als ich gerade meinen Telefonhörer angeschnauzt hatte, riefen zwei Gärtnerfreunde an, um zu fragen, ob sie mich abholen sollten - sie würden spontan mit dem Auto ins Gärtchen fahren. Juhu!

Sonntag, 7. Juli 2013

Favourite Poems

Listen to the mustn'ts, child; listen to the don'ts,
Listen to the shouldn'ts, the impossibles, the won'ts,

Listen to the never haves, then listen close to me:
Anything can happen, child, 

Anything can be.

Shel Silverstein

I like to have a martini,
Two at the very most.
After three I'm under the table,
After four I'm under my host.

Dorothy Parker


 

Lost Weekend?

Wochenende - das, worauf sich alle anderen freuen - ist für mich oft der Horror.

An Wochenenden - und ganz besonders an Sommer-Wochenenden - fühlen einsame Menschen die Einsamkeit verstärkt. Vermeintlich alle anderen (da geht's schon los - Sätze, die mit "alle", "niemals", "immer" etc. beginnen, führen meist ins Unheil)....jedenfalls: in meiner Vorstellung haben alle anderen das ganze Wochenende lang ununterbrochen Spaß, und zwar mindestens zu zweit.

Die Gedankenspirale geht ungefähr so: ich habe nun schon jahrelang an mir herumoptimiert und bin immer noch allein und oft einsam. Wozu war das alles dann gut? Bringt es überhaupt was, mich weiter anzustrengen? Wer hat schon Lust auf eine Freundschaft mit einer alten Looserin? Außerdem: alle anderen haben ihr Leben erfolgreich im Griff und gar keinen Bedarf an neuen Kontakten. Ich muss eben mit den Krümeln vorlieb nehmen, die vom reich gedeckten Tisch der anderen herunterfallen. So ist es immer gewesen, und so wird es immer sein. Und so weiter und so weiter bis zum Gehtnichtmehr. Und dann geht wirklich nichts mehr.

Dieses Wochenende ist mir besonders bang, denn meine engsten Bezugspersonen fahren alle gleichzeitig in den Urlaub. Nicht miteinander, denn alle anderen Menschen (siehe oben) haben natürlich auch jemanden, der gern mit ihnen in den Urlaub fährt. Im Gegensatz zu mir. Und außerdem kann ich mir schon lange keinen Urlaub mehr leisten. Und schon sind wir wieder in voller Fahrt, mein armes Neurotiker-Hirn und ich.

HEUL!

Was tun? Die Psycho-Arbeit war ja nicht völlig umsonst. Sobald ich mich wieder einkriege, erinnere ich mich daran, dass Differenzieren zum Handwerk gehört, und schon sieht die Welt etwas anders aus. 

Es gibt viele kluge Sätze zu dem Thema; folgende gehören allerdings nicht dazu:

Geh' doch mehr unter Leute!
Wahlweise: Mach mal einen Töpfer-, Photo-, Tanz-, Blabla-Kurs!

Das ist genauso sinnvoll wie die Aufforderung an Magersüchtige: Dann iss halt was!  

Aber diese schon:

Du kannst zwar die Umstände nicht sofort ändern, aber Deine Sicht derselben.
Beweg' Dich! (durchaus wörtlich zu nehmen)

Und natürlich dies hier als Soforthilfe - ich werde mit No. 5 anfangen. 

Es ist ja erst Sonntag Nachmittag.














Donnerstag, 4. Juli 2013

More Cat Music - Independent Woman acc. to rathergood.com

Freude und Leid

Ich bin eine alte Krimi-Tante. Manchmal muss ich mich regelrecht zwingen, was "Anständiges" zu lesen. Aber zur Zeit verschlinge ich die Thriller von Ann Cleeves mit ihrer Detektivin Vera Stanhope. Die ist mir schon deshalb sofort ans Herz gewachsen, weil sie als groß und breit und etwas schlampig beschrieben wird. Natürlich hat sie auch eine zarte Seite, aber Ihre Erscheinung nutzt sie, um Ihre Gegner in Sicherheit zu wiegen und dann überraschend scharfsinnig zuzuschlagen. Sie wird natürlich unterschätzt - was soll so 'ne dicke, grobschlächtige und nicht mal gut angezogene Frau schon draufhaben. Ich würde ihr gern eine Typberatung vorschlagen, und sie würde sich mit Händen und Füßen und bissigen Bemerkungen dagegen wehren. 

Sei dem wie es sei - die Protagonistin ist wunderbar kratzbürstig, die Charaktere durchweg interessant, die Geschichten psychologisch verzwickt, und nicht zuletzt spielt die Landschaft - das englische Northumberland - eine wichtige Rolle. Man kriegt direkt Lust, sich die herbe Gegend am Meer selbst mal anzusehen. 

So habe ich gerade einen der auftauchenden Ortsnamen gegoogelt. Das erste Ergebnis: der Ort ist fiktiv. Ich bin dann aber auf einer wunderbaren Website für Krimifans gelandet: Wheredunnit. Abgeleitet von Whodunnit, womit der klassische Krimi beschrieben wird, und was sich mit "Wer war's?" übersetzen lässt. In diesem Blog werden die Handlungsorte erkundet - ob authentisch oder fiktiv. Eine schöne Idee. Ich habe mich erst nur kurz umgeschaut und viel Lesefutter über einige Lieblingsautoren gefunden, etwa über Stieg Larsson, Hakan Nesser, Val McDermid und andere. An einer Stelle bedauert die Autorin, dass offenbar so wenige deutsche Krimis ins Englische übersetzt werden. Die Frau war mir sympathisch, und ich wollte gern mehr erfahren.

Dann fiel mir auf, dass der Blog im Jahr 2009 endet. Das allein ist ja nichts Besonderes. Aber als ich dann in einem der letzten Posts las, dass die Autorin eine Krebsdiagnose erhalten hatte und über diese Erfahrung in einem neuen Blog berichten wollte, wurde mir schon etwas bang. Ich schaute mir ihren "Cancer Blog" an, und auch dieser endet 2009. Der letzte Eintrag lautet "Just my rotten luck".

Natürlich weiß ich nicht, ob meine Phantasie zutrifft. Aber ihre Berichte über den Verlauf der Krankheit geben keinen Anlass zum Optimismus, und der Krimi-Blog sieht aus wie einer, der mit Begeisterung und Sorgfalt gestaltet wurde. Der also nicht einfach so aufgegeben wird.  

Das Internet führt zu seltsamen und überraschenden Erfahrungen. So lese ich den Krimi-Blog mit Freude und Bedauern und trauere um eine mir völlig unbekannte Frau.  





Dienstag, 2. Juli 2013

Michael Haneke: Funny Games

Mit einiger Verspätung habe ich endlich diesen Film gesehen - nicht das Original, sondern das US-Remake, dass Haneke von seinem eigenen Film gedreht hat.

Nachdem ich "Das weiße Band" als einen extrem beunruhigenden, sogar gruseligen Film in Erinnerung hatte und die Geschichte von "Funny Games" im Groben kannte, war ich dennoch nicht vorbereitet auf diese Erfahrung. Um einen amerikanischen Kritiker sinngemäß zu zitieren: Haneke scheint mehr an der Bestrafung als an der Unterhaltung seines Publikums zu liegen.

Für alle, die die Story noch nicht kennen: 

Eine gut situierte, recht glücklich wirkende Familie fährt in ihr Wochenendhaus auf Long Island. Kurz vor der Ankunft bemerken sie zwei junge Männer, die scheinbar bei ihren Nachbarn zu Besuch sind. Etwas kommt ihnen seltsam vor, aber sie achten nicht weiter darauf. Später kommen diese jungen Männer unter einem Vorwand ins Haus, wo sie zunächst Anna, die Frau und Mutter, allein antreffen. Die Situation wird schnell sehr unbehaglich, dennoch bleibt die Frau lange Zeit freundlich und geduldig. Dann fordert sie die beiden jedoch auf zu gehen. Bei der Rückkehr von George, ihrem Mann, und Sohn Georgie eskaliert das Ganze, und die jungen Männer nehmen die Familie in ihre Gewalt. Fortan werden sie die drei eine ganze Nacht auf das Grausamste quälen - bis zum bitteren Ende. 

Bei Hanekes Filmen wird üblicherweise der Zuschauer zum Voyeur oder gleich zum "Partner in Crime", und das gilt für diesen Film in besonderem Maße. Wir sehen und ahnen Schreckliches und können unsere Augen nicht abwenden. Das Erschreckende an der Gewalt ist ihre völlige Motivlosigkeit. Nichts wird erklärt oder begründet. Die beiden Täter zeigen exquisite Umgangsformen, wie gut erzogene Upper Class-Söhne. Folter und Gewalt werden nicht gezeigt, sondern nur angedeutet. Sie passieren so dermaßen nebenbei, dass ich einige Momente brauchte um zu bemerken, dass der kleine Sohn nicht mehr am Leben war. Umso grausamer ist die Wirkung. 

Was mich beschäftigt hat an dieser Geschichte ist das Thema der Zerbrechlichkeit unserer Zivilisation im Sinne eines Kontrakts zwischen allen, die einer Gesellschaft angehören (wollen). Die Familie repräsentiert uns - oder die meisten von uns - die sich auf einen Konsens über bestimmte Verhaltensregeln verlassen. Auf einen Rahmen, der zuverlässig nicht übertreten wird. Sobald man auf Gegner trifft, die diesen Rahmen längst verlassen haben, gibt es keinen Anknüpfungspunkt mehr, und man ist verloren. 

Dazu kommt in der Geschichte eine Schwachstelle in der Familie, genauer beim Paar Anna und George, die es den Tätern erst ermöglicht, dort einzudringen. Für mich nimmt das Verhängnis in dem Moment seinen Lauf, als George der Bitte von Anna, die beiden des Hauses zu verweisen, nicht umstandslos nachkommt. Wie ein guter liberaler Amerikaner findet er es angebracht, zunächst alle Beteiligten am Konflikt anzuhören, und dann womöglich eine friedliche Lösung zu finden. Diese Naivität und die Tatsache, dass er seiner Frau nicht bedingungslos vertraut, besiegeln letztendlich das Schicksal seiner Familie. 





And now for something completely different: MitchiriNeko March

Ich blogge, also bin ich?

Bloggen also. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mich mit meinen Äußerungen zeigen konnte und wollte. Ich weiß nicht, wohin das hier führen wird - ich habe kein Projekt, über das ich kontinuierlich berichte, wie etwa Julie Powell, die sich durch Julia Childs' Kochbuch kochte, und deren Geschichte immerhin mit Meryl Streep verfilmt wurde. Übrigens ein wunderbarer Film. Ich habe noch nie jemanden so markant "Bon appétit!" schmettern hören. Aus Julie Powell ist inzwischen offenbar eine begeisterte Metzgerin (!) geworden, und der letzte Eintrag in ihrem Blog stammt vom Herbst 2010.

Ich habe noch nicht einmal ein spezielles Thema - entgegen allen Ratschlägen, die man für Neublogger parat hält. In den Büchern, Blogs, Websites steht dazu ohne Ausnahme, das Wichtigste sei, sich zu spezialisieren. Nicht mit mir. Ich interessiere mich für so ziemlich alles. Naja. Stimmt nicht. Fürs Metzgern etwa kann ich mich bisher nicht begeistern, aber man soll nie "nie" sagen. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist "Vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen". 

Mein Lebensthema war von klein auf die Scham. Ich schämte mich für alles und jedes, da ich als Kind gelernt hatte, an allem Schuld zu sein. Nur konsequent, dass ich mich später auch dafür schämte, nichts wirklich gut zu können, sondern von vielen Dingen nur ein bisschen was zu verstehen. Es gab natürlich Sachen, die ich richtig gut konnte, aber das habe ich kaum wahrgenommen. Als Mädchen wollte ich abwechselnd Opernsängerin, Schlagersängerin (keine Probleme mit E- und U-Kultur für mich), Forscherin, Modezeichnerin, Reporterin, Schriftstellerin, Regisseurin und noch einiges Andere werden. Ich weiß noch, wie ich mit bewundernswert geduldigen Spielkameraden auf dem Platz vor unserem Wohnblock Theaterstücke einstudierte, die während der Proben erst entstanden. Eigentlich ein recht modernes Konzept, fällt mir heute auf. Ich wunderte mich auch kaum, dass alle auf mein Kommando hörten. Leider ist mir diese Autorität später irgendwie abhanden gekommen.

Diese scheinbare Ziellosigkeit anders zu betrachten, verdanke ich - wie so Vieles - einem Buch. Ich sah den Titel "Ich könnte alles tun, wenn ich nur wüsste, was ich will" und dachte, das ist speziell für mich geschrieben. War es auch. Wie für die vielen anderen Menschen, die unterschiedlichste Interessen hatten und sich deswegen schlecht fühlten, bis Barbara Sher - die Autorin - kam, uns alle tröstete und uns zeigte, dass das auch etwas Schönes sein kann. Klingt banal, hat aber Einiges ausgelöst.

Ein Motiv für den Blog ist: Mit der Scham soll es vorbei sein. Deshalb stehe ich auch mit meinem Namen dafür ein. Und da ich gerade in vielen Bereichen meines Lebens experimentiere, passt dieses spezielle Experiment dazu.

Mein beruflicher Weg ähnelt seit langer Zeit einer Achterbahn, nur ohne Sicherheitsvorkehrungen. Ab einem bestimmten Alter und mit einem befristeten Job nach dem anderen kann man jederzeit aus der Kurve fliegen. Im Moment fahre ich in eher gemächlichem Tempo in einem langen Tal und habe Zeit zu überlegen. Noch drei Monate, dann droht Harz IV. Im Hartz war ich schon mal* und möchte nicht wieder hin. Bis dahin will ich also einen Teilzeitjob gefunden haben, der mir Zeit und Energie übrig lässt, meinen kleinen Freelance-Gemischtwarenladen auszubauen. 

Die Modeabteilung wird hoffentlich bald eröffnet.

Watch this space.


* Skurrile Geschichten aus dem Hartz demnächst in diesem Theater.



Sonntag, 30. Juni 2013

Favourite Quotes

My life was full of horrible events that actually never even happened.
Michel de Montaigne

For beautiful eyes, look for the good in others; for beautiful lips, speak only words of kindness; and for poise, walk with the knowledge that you are never alone.
Audrey Hepburn

Samstag, 29. Juni 2013

Sentimental Journey

Bei einem Besuch in der elterlichen Wohnung fiel mein Blick auf eine Schale, die im Flur auf dem Sideboard steht.  Solange ich denken kann, steht sie da – früher gefüllt mit Markstücken, heute mit Euromünzen, und jeden Freitag lag dort ein Extrahäufchen mit abgezähltem Geld.

Dieser abgezählte Betrag war für den Eiermann.  Und einer von uns ging bei seinem Klingeln zur Wohnungstür – manchmal noch rosig glühend vom wöchentlichen Wannenbad – und tauschte das Häufchen Münzen gegen zwanzig frische Hühnereier.

Als Kind dachte ich, der Mann im grauen Kittel und mit Hütchen auf dem Kopf hieße Herr Eiermann. Das schien mir einleuchtend. Der Eiermann hieß aber Herr Jäger, war ein Bauer aus der Umgebung und machte jede Woche seine Runde in unserer Siedlung mit den Erzeugnissen  seiner zweifellos glücklichen Hühner. Landwirt war er nicht.  Auch kein Jäger. Sondern Bauer.

So wie auch unser Postbote kein Zusteller war. Der Postbote war ein flinker, freundlicher und fast zur Familie gehörender Mann, der die Post brachte. Wie schön klingt allein das Wort „Bote“. Es erzählt von Erwartung und Vorfreude. Wer hat nicht schon einmal sehnsüchtig auf einen Brief gewartet? Ich erinnere mich an die Briefe meiner Oma, wenn sie oder wir in den Ferien waren. Damals wurden tatsächlich Briefe und Postkarten hin und her geschickt, auch wenn wir nur zwei Wochen ein paar hundert Kilometer entfernt Urlaub machten. Was mich heute noch zum Schmunzeln bringt, war die Abschiedsformel – meine Oma beendete ihre Briefe immer mit denselben Worten: „Nun muss ich schließen.“  Als wenn dringende Aufgaben auf sie warteten. Vielleicht hatte sie diese Floskel irgendwo aufgeschnappt und empfand sie als elegant. Meine Oma stammte aus einer armen Familie und konnte nicht lange zur Schule gehen. Ich staune heute noch, wenn ich Handschriftliches von ihr finde, dass darin kein einziger Rechtschreibfehler zu entdecken ist.

Sehr selten kam ein Telegramm. Telegramme waren – außer bei runden Geburtstagen – immer ein schlechtes Omen. Die harmlosen erkannte man gleich, es waren sogenannte  „Schmucktelegramme“. Die anderen wurden mit Bangen vorsichtig geöffnet und hatten meist Trauriges mitzuteilen. Immerhin war der Empfänger vorgewarnt und konnte sich wappnen. Heute kann es passieren, dass wir nichtsahnend eine SMS anklicken - und  der Lebensabschnittspartner hat Schluss gemacht.


Lebensabschnittspartner gab es damals auch nicht. Genauso wenig wie Studierende. Nachdem ich von der Schülerin zur Abiturientin geworden war, ging ich als Erste der Familie an die Uni. Aber eine Studierende war ich bestimmt nicht, sondern eine ziemlich stolze und aufgeregte Studentin. Studentin zu sein, das bedeutete soviel mehr als zu studieren: eine ganz neue Welt öffnete sich mir, mit schier unendlichen Möglichkeiten. Es gab für mich kaum ein größeres Geschenk als die Entdeckung, wie aufregend es ist zu denken und zu lernen. Ein Schritt hinaus ins Freie. 

Comic Relief

A Buddhist walks up to a hot dog stand and says: "Make me one with everything."


Why did Karl Marx dislike Earl Grey tea? Because all proper tea is theft.

Courtesy to www.littlewhitelion.com

Freitag, 28. Juni 2013

Departure

Don't make such a fuss, says mom
You look such a mess, says mom
Wait until he finds out what you're like, says mom

You have to understand, says gran

You are so mean, says sis

Dad says - nothing

I am so very sorry, I say

And close the door behind me

Aufbruch

Stell Dich nicht so an, sagt meine Mutter.
Wie Du wieder aussiehst, sagt meine Mutter.
Der wird schon merken, was Du für eine bist, sagt meine Mutter.

Du musst Verständnis haben, sagt meine Oma.

Du bist so gemein, sagt meine Schwester.

Mein Vater sagt - nichts.

Es tut mir so leid, sage ich.

Und gehe endlich

To Do-Liste


Bearbeitet: 

Tochter, Enkelin, Schülerin, Studentin,
große Schwester, beste Freundin, Geliebte,
Lebensgefährtin, Akademikerin, Kollegin, 
Arbeitslose, Existenzgründerin, Single, 
Hinterbliebene, Mitarbeiterin, Antragstellerin


Unerledigt:

Mutter
Tante
Ehefrau
Witwe
Vorgesetzte
Rentnerin
Großmutter

Ach Kind, was soll bloß aus Dir werden?
Juli 2005


Von Idioten umzingelt


Es gibt ein Jugendbuch mit diesem Titel, und manchmal sympathisiere ich mit seinem pubertierenden Helden. Obwohl ich doch in einem ganz anderen Lebensabschnitt bin.

Vor kurzem habe ich ein bisschen im hiesigen Oxfam-Laden gestöbert. Vor dem Schuhregal hatte sich eine ältere Frau postiert – dass „Dame“ in diesem Fall die unpassende Bezeichnung wäre, sollte ich gleich erfahren. Die Frau bewegte sich keinen Millimeter und hatte diesen postmenopausalen bitteren Zug um den Mund, der mich hätte warnen können.

Ich war allerdings gerade allen Kreaturen freundlich gesinnt, und so sagte ich: „Wenn Sie ein bisschen zur Seite gehen, können wir beide gucken.“ Das war offenbar die größte Unverschämtheit, die ihr jemals untergekommen war. Sie schaute knapp an mir vorbei und grummelte ungehalten vor sich hin. Dann schob sie mich unsanft einfach zur Seite. Sowas kann ich nun nicht so gut leiden. „Anfassen müssen Sie mich nicht“, bemerkte ich, und da hatte ich endgültig ausgespielt.

Inzwischen waren die Alten zu zweit, sich aber völlig einig. „Was wollen Sie überhaupt von mir?“ Das war die Erste. „Eigentlich nichts, und schon gar nicht, dass Sie mich einfach  anfassen.“ „Also so was…“ Schon schaltete sich Nummer Zwei ein und fauchte: „Hüst und Host, hüst und host.“ (Isch schwör‘ – das hat sie gesagt.)

Rein sprachlich fand ich das faszinierend – ich nehme an, sie meinte sowas wie „Einmal Hü und einmal Hott“ oder „Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln.“ Ich konnte allerdings keinen Zusammenhang mit der Situation herstellen. Dafür hatte ich das Gefühl, kostenlos ein absurdes Theaterstück zu erleben. Ich spielte sogar mit.

Um eine tätliche Auseinandersetzung zu vermeiden – und auch, weil ich mein Kichern nicht unterdrücken konnte – trat ich den geordneten Rückzug an.

Bin ich eigentlich allein mit der Sehnsucht nach zivilisierten Umgangsformen? Liegt das am Älterwerden? Ist das womöglich reine Nostalgie? Es häufen sich Erlebnisse mit Menschen, die scheinbar überhaupt kein Gefühl mehr für angemessenes Verhalten haben. Ein Radfahrer, der mich auf dem Bürgersteig fast überfährt, und mir dann „Du blödes Arschloch“ hinterher brüllt. Eine Kundin in der Kassenschlange hinter mir, die mir den Einkaufswagen in die Knöchel rammt und meint, ich solle gefälligst ein bisschen aufpassen. Undsoweiter.

Manchmal kommt es mir vor, als wären wir alle ständig in Alarmbereitschaft, falls jemand uns etwas wegnehmen oder zumuten will. Und das finde ich bedenklich. Vor allem, weil es ansteckend wirkt und in einem Teufelskreis enden kann.

Wo ist die richtige Balance zwischen Nachsicht und Treudoofheit?  Auch mein eigenes Ego kommt der Erleuchtung noch zu oft in die Quere.


Da arbeiten wir weiter dran. 

Donnerstag, 27. Juni 2013

Instant Happiness


  1. Gehen Sie 10 Minuten forsch um den Block. Sie dürfen auch länger.
  2. Stellen Sie sich aufrecht hin, breiten Sie die Arme aus und rufen: "Ich bin so unglücklich!" Wenn Sie dann nicht mindestens ein bisschen schmunzeln müssen, sind andere Maßnahmen angebracht.
  3. Schauen Sie ein paar Augenblicke in den Himmel und atmen Sie durch. Wie wichtig ist dann noch die blöde Nachbarin, die Sie schon wieder so komisch angeguckt hat? (Vielleicht ist sie gar nicht so blöd)
  4. Machen Sie ein Kompliment. Aber ein ehrliches, und wenn Sie mutig sind, am besten jemandem, den sie nicht kennen. Das geht einfach so im Vorbeigehen. Kleiner Tipp: Vorher drauf achten, dass der Empfänger nicht gerade mit seinem I-Pod oder Ähnlichem verstöpselt ist. Sonst kann das ganze Unternehmen nach hinten los gehen. Das ist so ähnlich, als müssten Sie einen Witz erklären. Aber im besten Fall entspinnt sich eine kleine Plauderei.
  5. Hopsen Sie ein bisschen auf dem Trampolin herum. Kleine Trampoline kosten nicht die Welt, und das Ganze geht sogar als Sport durch.
  6. Flirten Sie mit einem Baby. Nehmen Sie es nicht persönlich, wenn es bei Ihrem Anblick anfängt zu schreien. Steuern Sie das nächste Baby an.
  7. Sehen Sie sich hier www.wimp.com irgendein Video an - jaja, davon wird die Welt nicht besser, aber man sieht, dass sie auch nicht so schlimm ist, wie Sie Ihnen gerade erscheint.


Ich bin natürlich überhaupt nicht abergläubisch - das soll nämlich Unglück bringen - aber ich mag magische Zahlen. Deshalb hat die Liste sieben und nicht die üblichen zehn Punkte.

Ich freue mich über Rückmeldungen.


Mittwoch, 26. Juni 2013

Schmutzfleck

„Du bist der letzte Dreck!“ hast Du oft zu mir gesagt. Ich habe mich immer gewehrt, aber nur der Form halber. Es musste wahr sein, wenn meine eigene Mutter es sagt.

Manchmal hieß der Satz auch: „Du wirst in Deinem eigenen Dreck ersticken.“

Dreck. Dir war es immer wichtig, dass man bei uns vom Fußboden essen konnte. Wer will das? Nicht von so einem Fußboden. Meine kindliche Phantasie vom Picknick im Wohnzimmer war auch nur Dreck.

Jeder kann den Schmutz in mir sehen. Deshalb bin ich wohl allein geblieben. Manchmal sehne ich mich nach einem Spielkameraden, der Lust hat, mit mir im Matsch herumzupanschen.

In einem Roman habe ich mal ein gutes Bild für die Einsamkeit gefunden: die Hauptperson führt sie als traurigen großen Hund unsichtbar an der Leine mit sich. Am Ende der Story kann sie ihn freilassen. Was für eine nette Geschichte.

Meine Einsamkeit ist wie eine Schlange, die mir fett und schwer um den Hals hängt und mich ab und zu zärtlich würgt. Oder auch nicht so zärtlich. Manchmal zischelt sie mir ins Ohr. Wenn sie mir gerade nicht so schwer erscheint und ich sie fast vergessen habe. Sie ist dann gekränkt und will sofort meine Aufmerksamkeit. Das macht sie gut. Ich höre sie dicht an meinem linken Ohr – fast fühlt es sich an, als sei sie in meinem Kopf. „Ich bin immer bei Dir, auf mich kannst Du Dich verlassen. Du brauchst doch außer mir niemanden.“

Letztens habe ich mal wieder so ein Tapferkeitsding durchgezogen und war allein bei zwei Veranstaltungen. Erst klappt das ganz gut – es gibt genug zu gucken, und Small Talk beherrsche ich. Ich habe aber nicht aufgepasst und den Zeitpunkt zum Gehen verpasst. Gleich ging das Gewürge wieder los. Und das Gewisper: „Guck mal, lauter Paare und fröhliche Gruppen...meinst Du, es fällt nicht auf, dass Du hier ganz allein bist? Lächelt die da nicht schon mitleidig? Also mir gefällt es hier überhaupt nicht.“ Bin ich halt nach Hause.

Und wohin jetzt?

Vielleicht hier: „Du musst noch verrückter werden.“ Pina Bausch

Eine Ahnung von Hoffnung.




Shouts and Whispers

"You're just filth," you used to tell me. I always objected, but only for form's sake. It had to be true when my own mother said it.

Sometimes you even had prophetic visions: "Some day, you will suffocate in your own waste."

Filth. It was always important to you that you could eat off the floor at our place. Who would want that? Not off such an ugly floor. To you, my childhood fantasy of a picnic in the living room was also just filth. And silly, of course.

Everyone can spot the filth inside me. That is probably why I am living a lonely life. Sometimes I long for a playmate who would love to splash around with me in the mud.

In a wonderful Anne Tyler novel I stumbled over a great image for solitude: the heroine is leading a sad big dog on a leash wherever she goes, visible only to her. At the end of the story she can finally release him. What a cute story.

My loneliness is like a snake that I am carrying fat and heavy around my neck. It is choking me up tenderly. Sometimes it whispers into my ear. Mostly when I forget about it for instants. Then it feels offended and wants my immediate attention. It’s very good at that. I can hear it in my left ear - it almost feels as if it were in my head. "I am always here for you, you can rely on me. You surely do not need anybody else."

A few days ago I pulled through one of those bravery things and went to two events. At the beginning, everything is fine  - there is lots of art to look at, and I’m good at small talk. But I was not paying attention and missed the moment to leave. Directly my throat started to feel tight. And the whispering began: "Look, beautiful couples and groups of friends wherever you turn. You think they don’t notice that you’re here all alone? That they don’t smile at you because they pity you? Well, I don’t  like it here at all." So we went home.

Where to go next? Maybe here:

„You just have to get crazier.“ Pina Bausch

The sound of hope.



Dienstag, 25. Juni 2013

Schöner Tag

Seit ich mir nicht mehr ständig neue Bücher kaufen kann (und will, aber das ist ein anderes Thema), gehe ich in der Stadtbücherei ein und aus. Meist ohne besonderes Ziel, denn ich finde immer etwas. Manchmal ein Buch, von dem ich gar nicht wusste, dass es mich interessiert. Heute hockte im Regal eine "Enzyklopädie Nähstiche und Stoffe". Die drängelte regelrecht: "Nimm mich mit. Ich weiß, Du brauchst mich." Und sie hatte völlig Recht (auch dazu später mal mehr). Ich also das Buch geschnappt, dazu zwei Thriller, und damit in den Fahrstuhl zum ersten Stock. Nicht dass ich faul wäre. Aber die Treppen dort sind nichts für Höhenängstliche.

Mit mir stieg ein älterer Mann ein, der guckte auf meine kleine Sammlung, sah das Nähbuch und sagte: "Sie habbe e Hobby. Des is gut." Ich nickte ihm freundlich zu.

Davon beschwingt machte ich mich auf den Heimweg. An einer roten Ampel wartend, schaute ich nach rechts und damit einem jungen Mann ins Gesicht, der direkt neben mir stand und mich anschmunzelte. Ich lächelte vorsichtig zurück. Daraufhin verkündete er: "Ich möchte jetzt gut essen gehen." "Na, dann guten Appetit!" "Ich möchte mit IHNEN essen gehen!" "???"

Wir plauderten ein bisschen; er stellte sich vor und gab mir dabei einen Handkuss. Natürlich bin ich nicht mit ihm essen gegangen noch habe ich meinen Familienstand oder die Telefonnummer verraten - aber sowas versüßt einem doch sofort den ganzen Tag. 


Der Anfang von Allem

Vor einigen Monaten zeigte die ARD den Fernsehfilm "Unsere Mütter, unsere Väter". Bis kurz vor dem Sendetermin wusste ich nicht, ob ich mir das anschauen sollte / wollte.

Es gab mal einen Film über die Flucht aus Ostpreußen, mit Maria Furtwängler in der Hauptrolle einer Adligen, die mit all ihren Schutzbefohlenen nach Westen aufbricht. Bei so einer Frau war meine Großmutter "in Stellung", wie das damals hieß. Heute würde man Hausmädchen dazu sagen, und sie war wirklich noch ein Mädchen. Diesen Film wollte ich mir nicht antun.
Geschichten von der großen Flucht hatten meine Kindheit geprägt, und kein kleines Kind sollte sich so etwas anhören müssen. Alpträume und ständige Angst sind garantiert.

Diesmal aber war ich neugierig, und der neue Film hat mich und offenbar viele meiner Generation getroffen und lange beschäftigt. Den folgenden Text habe ich als Beitrag im FAZ-Leserforum geschrieben:

Meine Mutter war Jahrgang 1926, mein Vater ist 1927 geboren. Meine Mutter wuchs in einem kleinen Dorf nahe dem früheren Königsberg auf, mein Vater in Magdeburg.

Im Alter von 17 Jahren wurde der eine mit dem sogenannten letzten Aufgebot in den Krieg geschickt und die andere von der Roten Armee nach Sibirien verschleppt.

Sie begegneten sich mit Ende Zwanzig. Jeder heutige, einigermaßen psychologisch interessierte Mensch kann sich denken, dass zwei dermaßen an Leib und Seele verletzte Menschen nicht gut zu Ehepartnern und Eltern taugen. Natürlich sind sie dennoch beides geworden, sicher aus der Sehnsucht, endlich wieder ein normales Leben zu führen. Es ist nichts Gutes dabei herausgekommen.

Mein Vater hatte als Soldat das Glück gehabt, schnell in amerikanische Gefangenschaft zu geraten. Dennoch hat er in der kurzen Zeit davor unvorstellbar Schlimmes erlebt und nicht zuletzt seine Heimat verloren. Von der Gefangenschaft in Luxemburg erzählt er bis heute launige Geschichten. Die nicht so lustigen wurden lange nur angedeutet, aber ich sehe doch Szenen aus Erzählungen vor mir, wo er in frischen, sarglosen Gräbern nach seinem Onkel gräbt, um festzustellen, ob der beim letzten Bombenangriff umgekommen ist. Da war er sechzehn.

Meine Mutter war die Tochter eines überzeugten Sozialdemokraten, der ständig gegen Hitler angepredigt hat und die ganze Nazizeit hindurch schikaniert (jedoch nie verhaftet) wurde. So verlor sie ihr Stipendium für die höhere Schule, weil mein Großvater sie nicht zum Bund Deutscher Mädel anmelden wollte. In einer ironischen Laune des Schicksals wurde ausgerechnet ihre Familie für die Verbrechen des Dritten Reichs bestraft (und warum auch nicht?).

Eines Sommernachmittags wurde meine Mutter auf dem Heimweg von ihrer Ausbildungsstelle von der Straße weg verschleppt. Mit vielen anderen jungen Mädchen transportierte man sie in einem Viehwaggon nach Sibirien, um sie dort fünf Jahre lang in Kohlebergwerken schuften zu lassen. Was sie dort sonst erlebt hat - ich habe es mir oft ausgemalt, und es zerreißt mir heute noch das Herz. Erzählt hat sie nie etwas.

Ihre Eltern wussten bis zu ihrer Rückkehr im Jahr 1948 nicht, ob sie noch am Leben war. Meine Großmutter entkam mit einem Flüchtlingstreck aus Ostpreußen nach Norddeutschland. Was viele Menschen nur aus Filmen kennen, hat sie wirklich erlebt: sie musste ihre Mutter – meine Urgroßmutter – im hohen Schnee am Wegrand zurücklassen, weil diese zu schwach war weiterzugehen.

Ich bin 1958 in Frankfurt am Main geboren. Dort lebten meine Eltern zusammen mit den Eltern meiner Mutter; 1962 kam noch meine kleine Schwester dazu.

Die Jugend meiner Eltern im Dritten Reich hat unser ganzes Leben geprägt. Wir wuchsen in einer verdrehten Welt auf, denn schon von klein auf mussten WIR die Eltern sein, und unsere Eltern waren wie Kinder oder Kranke, die unendlich viel Zuwendung und Nachsicht beanspruchten.

Ich wurde groß mit der unausgesprochenen, manchmal auch ausgesprochenen Regel, dass meine Mutter so viel Schlimmes durchgemacht hatte, dass wir sie auf keinen Fall aufregen oder ärgern durften. Dieses Schlimme wurde nicht näher erklärt und dadurch umso bedrohlicher. Wir lernten, möglichst gar nicht da zu sein – uns tot zu stellen. Das funktioniert natürlich am besten, indem man sich das Fühlen ganz abgewöhnt. Dieses Verbot zu fühlen ist unser Familienerbe.

Als wir beiden Schwestern klein waren, war mein Vater noch ausgleichendes Element. Er war ein lustiger Papa, mit dem man wie mit einem Gleichaltrigen spielen und Unsinn machen konnte. Für ein kleines Kind ist das wunderbar. Mein Vater blieb allerdings dabei – seine Art, seine Jugend zu verarbeiten war die Weigerung, erwachsen zu werden. Leider war er nicht wie Oskar aus der Blechtrommel eine literarische Figur, sondern wäre im echten Leben als Vater gebraucht worden. Besonders, als meine Mutter anfing zu trinken.

Beides verzweifelte Versuche, den Schmerz nicht zu spüren.

Schon immer hatte ich das Gefühl, dass ich nicht hier in Frankfurt, sondern in einem  verlorenen Paradies zu Hause sei. Ich hatte Heimweh nach einer Landschaft, die ich nie gesehen hatte: nach dem Dorf am Frischen Haff, aus dem meine Mutter und Oma und Opa stammten.

Dass dies mehr als nur Fantasie war, wurde mir erst später bewusst. Es stimmt ja: Ich habe hier keine Wurzeln. Das Leben meiner Schulfreundinnen mit Tanten und Onkeln, Cousins und Cousinen war mir fremd. Stattdessen: von Anfang an ständige Verwirrung. So kamen manchmal Frauen zum fröhlichen Kaffeeklatsch, die uns als Lagerkameradinnen meiner Mutter vorgestellt wurden. Wie konnte das sein? Das Lager war doch so schrecklich gewesen? Ich verstand es nicht. In einer weiteren Laune hatten die Schicksalswellen ein paar Verwandte meiner Mutter – also die Familie aus Ostpreußen – nach dem Krieg nach Magdeburg gespült, das ja meines Vaters Heimatstadt ist. Als Kind wusste ich nie, wer zu wem gehört oder woher kommt. Und erklärt wurde nichts. Es wurde über die wichtigsten Dinge einfach nicht gesprochen.

Erstaunlicherweise gab es nie einen Zweifel daran, dass wir – die Deutschen -  verantwortlich waren. Es gab in unserer Familie keinen Revisionismus – nie war die Rede von den „bösen Russen“ oder davon, dass früher alles besser gewesen sei. Nur die Heimat wurde schmerzlich vermisst. Ansonsten galt es die Zähne zusammen zu beißen und sich nicht zu beklagen.

Meine Schwester und ich verdienten uns unsere Existenzberechtigung mit den aussichtslosen Versuchen, unsere Eltern zu heilen. Ich bin heute sicher, dass das sehr vielen aus meiner Generation so ergangen ist und noch ergeht. Symbolisch betrachtet, ist meine Schwester an dieser vergeblichen Liebesmühe gestorben. Uns beiden ist es nicht gelungen, selbst eine Familie zu gründen oder auch nur eine stabile Existenz aufzubauen.

Das Dilemma für uns Nachkommen ist: Unsere Eltern sind nicht daran schuld, dass sie zu seelisch Versehrten wurden. Aber sie konnten auch keine Verantwortung dafür übernehmen und haben dieses Leid an uns Kinder weitergegeben. Wir haben dafür bezahlt – damit, dass wir nicht Kind sein und noch nicht einmal jemanden dafür einen Vorwurf machen durften, denn dann hätten wir unsere Eltern ja doppelt im Stich gelassen. Stattdessen wurden WIR im Stich gelassen und mussten uns in mühsamer und langjähriger seelischer Arbeit ein kleines Stück vom Glück erobern.

Mein Vater ist noch am Leben. Ich habe noch nie ein wirkliches Gespräch mit ihm geführt.

Wenn ich einmal sterbe, ist unser Familienfluch endgültig gebrochen. Aber manchmal macht es mich wütend und traurig, dass dies der Sinn meines Lebens (gewesen) sein soll.

Homecoming

Finally she is returning home. She is happy and exited. A whole week without Mom and Dad and Grandma and Grandpa is still pretty long. Especially if you have no visitors. But she is supposed to be reasonable. Because she is a big girl now. Since little sister has arrived she is the older one. After all, she is already four years and three months old.

The best thing about the tonsillectomy was that every day, they gave her ice cream for dessert. Unfortunately, there were also nasty, sour-tasting tablets. But she always dropped them secretly under the bed. She imagines how some nurse will find the small pink round thingies she had already sucked on a little. She gets a weird anxious feeling in her tummy. No, better not think about that. What if the boss of the hospital writes to her parents, and everything comes out!

Better to look out the car window and watch the trees whizz by. Driving in a car is rather exciting. All the way from Bad Homburg to Frankfurt. She can  understand that Mom and Dad could not come to visit. She always tries to be reasonable and calm. Everything else would be too stressful for her family. SHE would be too much stress for her family.

Now she can already see the familiar buildings. One more turn and they are in her street. She sees the third floor balcony. And - she almost doesn’t trust her eyes - there is a gigantic doll! She can see a small round head and a narrow flared dress in bright stripes. A doll just for her, because she comes home today and has been such a good girl.

So they do look forward to her return.  And the doll is a surprise, that’s why it  stands on the balcony. She will pretend she hasn’t noticed.

Now she gets out, one of the men in their elegant white uniforms carrying her small suitcase up the stairs to the front door. Granny stands there and says hello, then she immediately turns around and goes back to the cradle where the baby lies. Mostly it is not laying there quietly, but is very agile and cheerful and noisy. Sometimes it is screaming. But everybody loves the baby, and she must love it, too. After all, it is her little sister.

She can hardly wait until someone shows her the doll. But nothing happens. Then it's time for bed. She gathers all her courage and asks.

"You silly thing," says mom. "It's just the new parasol!" And laughs at her. The heat is flooding her face. She is mortified.



Montag, 24. Juni 2013

Cut and Woah!

Immer mal wieder teste ich neue Frisöre. Diesmal in einem Salon mit gutem Namen und einem Sonderangebot: Haare selber föhnen - na, das krieg' ich hin, und wenn’s Geld spart ...

Ich gehe zum vereinbarten Termin und werde von einer jungen Frau empfangen, die mich entfernt an Lena Meyer-Landrut erinnert, nur minus Charme.

Trotzdem beschließe ich ihr zu vertrauen und schildere mein Anliegen. Und sie versteht scheinbar genau, was ich will. Ihre altkluge Art überhöre ich. Auch, dass sie über die Konkurrenz herzieht.

Ich klammere mich störrisch an meinen Optimismus. Da teilt sie mir mit, dass mein Hals praktisch nicht vorhanden sei und ich „Null Hinterkopf“ habe. Schüchtern wende ich ein, dass meines Wissens jeder Mensch über einen Hinterkopf verfügt, aber sie sagt, ich wüsste schon, was sie meint. Und ich – stimme ihr zu.

Wieso mache ich das? Warum bin ich nicht so souverän wie die Frau in einer Hollywoodkomödie, die auf die Vorschläge einer Kosmetikerin einwendet, sie fände ihre großen Poren sehr praktisch. Da könne man lauter Kleinigkeiten unterbringen, wenn man mal keine Handtasche mitnehmen will.

Wenn man über keines der gängigen Attribute weiblicher Schönheit verfügt, dann braucht man mindestens einen guten Dialogschreiber. Oder ein so robustes Selbstwertgefühl wie Melissa McCarthy – die aus „Bridesmaids“. Am besten beides. Schon wieder Hollywood.

Das Leben ist keine Romantic Comedy. Sonst würde die Frisör-Zicke ihre verdiente Strafe bekommen. Zum Beispiel könnte Melissa McCarthy sich auf sie werfen und sie kurzerhand unter sich begraben. Ich höre direkt ihr empörtes Röcheln. Also das der Friseurin. Melissa würde sich königlich amüsieren. Wenn ich so drüber nachdenke, hätte ich das selbst machen können. Ich habe schon oft Lust gehabt, mal eine richtig hysterische Szene hinzulegen. Aber im wirklichen Leben muss man ja aus der Nummer irgendwie wieder rauskommen. Sowas will gut geplant sein.

Einmal habe ich es wirklich getan. Bin zur WG meines Noch-nicht-ganz-Ex-Freundes marschiert, an seinem verblüfften Gesicht vorbei und habe alle meine Fotos von der Pinnwand gerissen. Dann kommentarlos Türen schmeißend die Wohnung verlassen. Da bin ich heute noch stolz drauf. Beim Rückblick überkommt mich allerdings auch Mitgefühl. Der arme Mann. So kannte der mich gar nicht. Vielleicht war das unser Problem. Aber ich schweife ab.

Eigentlich wünsche ich mir, dass mich meine sonst durchaus scharfe Zunge nicht ausgerechnet im Stich lässt, wenns wirklich drauf ankommt.

Was für elegante Sätze ich dann kaltlächelnd servieren würde – ach, ein Traum.

Der Zicke würde ich zum Beispiel sagen…..(to be continued).


Heimkehr

Endlich darf sie wieder nach Hause. Sie ist schon ganz aufgeregt. Eine Woche ohne Mutti und Vati und Oma und Opa  ist doch ganz schön lang. Vor allem, wenn man keinen Besuch kriegt. Aber sie sollte ja vernünftig sein. Sie sei doch schon groß. Seit die kleine Schwester da ist, ist sie die Große. Und das stimmt. Sie ist schon vier Jahre und drei Monate.

Das Beste an der Mandeloperation war, dass es jeden Tag Eis zum Nachtisch gab. Leider gab es danach noch so eklige saure Tabletten. Aber die hat sie immer schnell hinters Bett fallen lassen. Sie stellt sich vor, wie eine Putzfrau die vielen kleinen rosa angelutschten Dinger findet. Ihr wird etwas kribbelig im Bauch. Nein, da denkt sie lieber nicht weiter dran. Was ist, wenn die Leute vom Krankenhaus bei ihren Eltern nachfragen, und alles kommt raus.

Sie schaut lieber aus dem Autofenster. Wie die Bäume vorbeizischen. Autofahren ist aufregend. Und die zwei Männer, die sie nach Hause bringen, haben ganz schicke weiße Uniformen an. Sie fahren sie den ganzen Weg von Bad Homburg nach Frankfurt. Da kann man schon verstehen, dass Mutti und Vati nicht zu Besuch kommen konnten. Sie versucht immer vernünftig zu sein und keine Angst zu haben. Sonst ist alles zu anstrengend für die Anderen. Also SIE ist dann zu anstrengend. Mutti darf sich nicht aufregen.

Jetzt kann sie schon die Häuser erkennen. Noch einmal abbiegen, und sie sind in  ihrer Straße. Sie sieht den Balkon im dritten Stock. Und – sie kann es fast nicht  glauben – da steht eine riesengroße Puppe. Sie hat einen kleinen runden Kopf, ein Halsband und ein schmales ausgestelltes Kleid in bunten Streifen. Nur für sie, weil sie heute nach Hause kommt und so tapfer war.

Also freuen sie sich doch. Und die Puppe soll eine Überraschung sein, deshalb steht sie auf dem Balkon. Sie wird so tun, als hätte sie nichts bemerkt.

Jetzt steigt sie aus, einer der Männer trägt ihr den kleinen Koffer die Treppe hoch bis zur Wohnungstür. Oma steht da und begrüßt sie, dann dreht sie sich um und geht wieder zur Wiege, in der das Baby liegt. Meistens liegt es gar nicht, sondern ist ganz beweglich und fröhlich und laut. Manchmal schreit es auch. Aber alle lieben das Baby, und sie muss es auch lieben. Es ist ja ihre kleine Schwester.

Sie kann kaum erwarten, dass ihr endlich jemand die Puppe zeigt. Aber nichts passiert. Dann ist es schon Zeit zum Schlafengehen. Sie nimmt all ihren Mut zusammen und fragt.

„Du dummes Ding“, sagt Mutti. „Das ist doch nur der neue Sonnenschirm!“ und lacht sie aus. Die Hitze schießt ihr ins Gesicht. Sie schämt sich entsetzlich.


Also doch...

Nun ist es so weit - er sie es bloggt, und jetzt auch ich. Ich bin ganz schön aufgeregt, aber gleichzeitig wild entschlossen. Keine Ahnung, ob dies hier jemals irgendwer lesen wird. Keine Ahnung, wie man sowas richtig anfängt. Ab heute schreibe ich zumindest theoretisch nicht mehr nur für mich.

Herzlich willkommen, geneigte Leserschaft!

Dear (future) readers,

After much hesitation and procrastination I'm finally coming out with my musings on life in general and my own ongoing struggle with all the strange and wonderful stuff it has been serving me in particular.

Welcome!