Samstag, 22. März 2014

You love me - you really love me!

Nachdem ich seit einiger Zeit wieder in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis stehe - diesen Ausdruck habe ich beim Umgang mit diversen Arbeitsamt-Mitarbeitern gelernt und leider verinnerlicht - habe ich ja auch wieder Anspruch auf "richtigen" Urlaub. Und nicht nur freie Zeit, die es irgendwie zu strukturieren gilt. 

Das erste Glück: ich konnte das erste Mal seit langer Zeit mit Brückentagen jonglieren und ein nettes Stück Zeit am Stück frei nehmen, ohne zu viele Urlaubstage dafür zu verbraten.

Das zweite Glück: ich habe ein paar Freunde in Berlin, und die haben diverse Übernachtungsmöglichkeiten. Denn obwohl ich arbeite, kann ich mir keinen Luxus leisten. Ich habe ganz bewusst einen Halbtagsjob gesucht und gefunden, und hier in der Großstadt geht die Hälfte meines Gehalts für Miete drauf. Aber im Lauf der Jahre bin ich recht geschickt darin geworden, aus wenig das Beste zu machen. Manchmal meckere ich, aber meistens macht es Spaß.

Ein Kurztrip nach Berlin bot sich also an. Zwei liebe Freunde haben Couch bzw. Gästezimmer angeboten und ich darauf hin eine Rückfahrkarte zum Sparpreis gebucht. Für die Hinfahrt werde ich mich auf meine guten Sterne und die Mitfahrzentrale verlassen. Die Fahrt von der letzten Documenta zurück mit einem jungen Bundeswehroffizier habe ich noch in guter Erinnerung. Auf meinen schüchternen Versuch von Small Talk mit der Frage, wie lange die Fahrgemeinschaft denn schon unterwegs gewesen sei, bis ich in Kassel zustieg, bekam ich zur Antwort: "Abfahrt heute Morgen um nullachthundert. Bisher keine Probleme." Damit das so blieb, hielt ich fortan den Mund. Nicht dass ich falsch verstanden werde: ich empfand das als angenehm. Viel schlimmer sind Leute, die neben der Gebühr auch noch bespaßt werden wollen oder umgekehrt.

Jedenfalls begann ich mich auf meinen Urlaub zu freuen. Aus einer kleinen Ecke meines Herzens meldete sich ein Stimmchen mit den Worten: Aber Du wolltest doch dieses Jahr endlich mal wieder ans Meer! Stimmt, aber das ist einfach nicht drin, antwortete ich. In letzter Zeit habe ich tatsächlich eine große Sehnsucht nach Ruhe und Weite. Und meine Sehnsuchts-Orte liegen schon immer eher im Norden als im Süden. 

Könnte an meinen Vorfahren liegen. Mein Großvater mütterlicherseits fuhr als junger Mann zur See, wie man damals sagte. Ein entfernter Onkel war Kapitänleutnant bei der Handelsmarine. Ein Cousin machte seine Ausbildung auf der Gorch Fock. Als das Schiff aus Australien wieder heimkam, war das Kieler Lokalfernsehen dabei, und man konnte meine kleine Cousine auf ihn zu rennen sehen und hören, wie sie rief: Dieter, hast Du mir'n Kolabär mitgebracht? 

Ich bin eine überzeugte Stadtmaus, die in letzter Zeit wankelmütig wird und vom Landleben träumt.

Und nun Tusch: heute habe ich mit einer Freundin telefoniert und ihr von meinem Kurzurlaub erzählt. Zuerst haben wir festgestellt, dass wir gleichzeitig in Berlin sein werden und geplant, uns trotz Terminstress ihrerseits dort wenigstens auf einen Kaffee zu treffen. Dann erfuhr ich, dass sie mit ihrer kleinen Familie eigentlich ein Häuschen auf Rügen gebucht hatte, was sie nun nicht die volle Zeit nutzen konnten. Wegen des Termins in Berlin. Wir redeten noch ein bisschen hin und her und plötzlich fragte sie mich, ob ich nicht Lust hätte auf ein paar Tage Rügen? JAAA! Gesagt habe ich: Nein, kann ich sicher nicht, weil die Fahrt zu teuer und so weiter und so fort. 

Dann hieß es für mich erstmal die üblichen Samstagsdinge abzuarbeiten - Bücherei, Markt, Supermarkt. Als ich heimkam, schaute ich nur mal so - praktisch nur mit einem halben Auge - nach Fahrpreisen. Gar nicht sooo teuer. Dann rief mein Vater an. Ich erzählte ihm von Rügen und - nächster Tusch: mein Vater schenkt mir ein bisschen Geld für den Urlaub. 

Ich rief sofort nochmal meine Freundin an und reservierte das Häuschen. Großer Jubel auf allen Seiten.

Ich bin so überwältigt, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll! Ich danke meinen Eltern, meiner Freundin Nadine, Michael, Roy, Frank, Georg, dem Schicksal, meinem Publikum, dass immer an mich geglaubt hat.......










Freitag, 21. März 2014

Instant Happiness II


  • Walk briskly around the block or in the park for ten minutes. You are allowed to walk longer than that if necessary.
  • Stand straight, spread your arms wide and shout: "I'm so unhappy!" If that doesn't put at least a little smile on your face, further measures are advised.
  • Look up at the sky for a while and take a few deep breaths. Now ask yourself if it's really so important that the stupid neighbor has given you a funny look yet again? (Maybe she's not even stupid)
  • Pay someone a compliment. Make sure it is an honest compliment and if you feel brave, pick somebody you do not know, maybe someone you pass in the street. Hint: Before you go ahead make sure that the receiver of your compliment has not plugged his ears with his or her I-Pod. Otherwise, the whole undertaking might backfire. You might end up in a similar situation to explaining a joke over and over again. In the best case you might find yourself involved in a friendly chat with a person who already likes you.
  • Bounce around a bit on a trampoline. Small trampolines do not cost the earth, and the bouncing or whatever you like to do even counts as workout. 
  • Flirt with a baby. Do not take it personally when it starts screaming at the sight of your face. Navigate to the next baby.
  • Watch any video at www.wimp.com. I know that doesn't make the world a better place but it may remind you that it's also not as bad as it appears to you at this moment.

Of course I'm not superstitious - that's supposed to be bad luck - but I like magic numbers. Therefore, the list consists of seven and not the usual ten items.

I'm looking forward to your feedback.

Mittwoch, 19. März 2014

Gehirn-Jogging

Heute war hier Tag des Volkssports - für Nicht-Frankfurter: Streik des ÖPNV. Kein Bus, keine U-Bahn, keine Straßenbahn bewegte sich, dafür aber Trüppchen und auch größere Zusammenrottungen von Fußgängern. Fußwanderern müsste ich wohl eher sagen. Morgens konnte ich vom Fenster aus beobachten, wie aus den umliegenden Häusern sich Menschen mit Sack und Pack beherzt auf den Weg zur Arbeit machten. Vor einigen Jahren, als ich noch in der Innenstadt gearbeitet habe, gab es schon mal solch einen Rundum-Streik. Da hab' ich es einfach per Anhalter versucht, und das hat unerwartet gut geklappt. Ich hatte gerade erst den Daumen 'raus gehalten, als schon eine Frau in einem Mittelklassewagen an- und mir freundlich lächelnd die Tür aufhielt. Da wir zufällig auch noch in ähnlichen Bereichen tätig waren, verging die Zeit bei einer witzigen Fachsimpelei trotz Stau wie im Flug. 

Diesmal habe ich das Glück, dass der Weg von Tür zu Tür zwischen Wohnung und Arbeitsplatz ein sehr angenehmer ist, den ich bei genug Zeit und schönem Wetter sowieso gern laufe. Dauert bei gemütlichem Tempo ungefähr eine Dreiviertelstunde. So hatte ich gleich noch vor der Arbeit gesunde Bewegung und gute Laune.

Heute war aber nicht nur Tag des Sports, sondern auch der Geistesverwirrung, jedenfalls bei mir.  

Ich teile das Büro mit meiner britischen Kollegin, die neben anderen Vorzügen mit extra-dry Humor ausgestattet ist. Und obwohl wir emsig wie die Bienchen bei der Arbeit sind, gelingt es uns eigentlich immer, uns auch noch über Gott und die Welt auszutauschen. Frauen und Multitasking - Ihr wisst schon. Allerdings - wie man inzwischen ja auch gelernt hat - Multitasking funktioniert nicht wirklich bzw. führt dazu, dass man nichts richtig konzentriert tut.

Heute ging das ungefähr so:

"Gestern habe ich bei ZDFneo einen Krimi gesehen. Die Heldin kannte ich aus einer Buchreihe. Sie heißt Vera Stanhope. Die finde ich toll - schon in den Büchern wird sie als struppig, dick und meistens schlecht gelaunt geschildert. Tut und sagt, was sie will, wird aber trotzdem respektiert und sogar gemocht. Naja, und die Stories sind auch spannend. Und weißt Du, von wem sie gespielt wird? Brenda Blethyn!!! Die sehe ich auch schon ewig gern. Ist natürlich höchstens halb so dick und unattraktiv wie die Bücher-Vera. Egal, von jetzt an guck' ich die Serie auf ZDFneo!"

"Oh ja, ZDFneo ist echt gut. Gestern habe ich herumgezappt und was soll ich Dir sagen: Die bringen die Vera-Serie! Du wirst die nicht kennen, aber in England gibt's die schon ewig. Das ist mit so 'ner exzentrischen dicken Detektivin, und gespielt wird sie von...."

"Du hörst mir nicht zu! Heul! Was hab' ich grad' erzählt? Brenda Blethyn? Vera Stanhope? Unglaublich!!!"

"Oh dear, I'm sooo sorry! You know I love you anyway." Und so weiter bis zu hysterischem Gekicher. Über Vera und Brenda waren wir uns natürlich einig.

Und nun zur geistigen Verwirrung zweitem Teil: Dafür komme ich - was für eine wunderbare Überleitung - wieder auf mein Eingangsthema zurück: den Streik.

Ich gehe aus dem Büro und weiß doch eigentlich, dass heute weder U-Bahn noch Bus fährt - meine beiden Optionen für den Heimweg. Ich spaziere die Straße entlang, sehe in ein paar Schaufenster, kaufe ein paar Sachen am Obststand und fahre dann die Rolltreppe zur U-Bahn hinunter. Finde es angenehm, dass heute mal kein Akkordeonspieler dort sitzt und immer dieselben fünf Töne spielt, und wundere mich dann, dass ich die einzige Person auf der Rolltreppe bin. Dann kehre ich leicht verschämt um und muss über mich selbst lächeln. 

Ich fühle mich ein bisschen wie die Katze meiner Schwester, wenn wir sie bei einem Missgeschick ertappt hatten. Sie tat dann immer so, als sei gar nichts gewesen und machte einfach weiter. Das mache ich auch - ich schlendere also weiter die Straße herunter, schaue nach ein paar Minuten auf die Uhr und denke: Oh super, dann erwische ich ja den Bus! Im selben Moment staune ich darüber, was für ein Gewohnheitstier sogar mein Hirn ist. Ich erinnere es und mich nochmal daran, dass heute kein Bus fährt.

Weiter geht's. Und an der nächsten Ecke biege ich zur Bushaltestelle ab! 

Morgen wird nicht mehr gestreikt. Bis dahin hat aber vielleicht mein Hirn den Stoff von heute gelernt, und ich ziehe mir bequeme Schuhe an und laufe los zum Büro.

Was gar keine schlechte Sache wäre.