Freitag, 12. Juli 2013

Dilemma

Manche Dinge möchte man vielleicht lieber nicht wissen.

Ich habe einen guten Bekannten, den ich bei einem Couchsurfing-Event getroffen habe. 

Was ich bisher von ihm wusste:

Er ist gebürtiger Ägypter, Londoner, Familienvater, beruflich erfolgreich, polyglott, unglaublich herzlich, gastfreundlich, humorvoll, zuverlässig, hilfsbereit, Muslim.

Obwohl wir uns kaum kennen, mag ich ihn von Herzen gern und freue mich immer, ihn zu sehen. Wobei das naturgemäß selten ist.

Das letzte Mal hatten wir ein arabisches Frühstück mit einer weiteren Couchsurfing-Freundin in London, bevor ich wieder nach Hause flog. Ich erinnere mich noch daran, wie viel wir gelacht haben, und wie unkompliziert und bereichernd das Gespräch zwischen uns war - drei Menschen völlig unterschiedlicher Herkunft. Ich bin ja eh' eine sentimentale Nudel, und solche Erfahrungen verstärken dann immer ein bisschen den Glauben an uns Menschen insgesamt. 

Wir sind natürlich auch auf Facebook verbandelt. Nun habe ich einige Kommentare zur aktuellen Lage in Ägypten gelesen, bei denen ich schon ein bisschen gezuckt habe innerlich. Letzte Neuigkeit: Beitritt zu einer Gruppe, die den Muslimbrüdern anhängt. 

Ich kann die Wut von Mursi-Anhängern nachvollziehen darüber, dass ihr demokratisch gewählter Präsident undemokratisch abgesetzt wurde. Seine Politik und die Ziele der Muslimbrüder sind eine ganz andere Geschichte.

Ich fühle mich ein bisschen so, als hätte ein alter Freund mir beiläufig erzählt, dass er Beate Zschäpe Liebesbriefe in den Knast schickt.

Ich bin ratlos.




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