Immer mal wieder teste ich neue Frisöre. Diesmal in einem
Salon mit gutem Namen und einem Sonderangebot: Haare selber föhnen - na, das
krieg' ich hin, und wenn’s Geld spart ...
Ich gehe zum vereinbarten Termin und werde von einer jungen
Frau empfangen, die mich entfernt an Lena Meyer-Landrut erinnert, nur minus
Charme.
Trotzdem beschließe ich ihr zu vertrauen und schildere mein
Anliegen. Und sie versteht scheinbar genau, was ich will. Ihre
altkluge Art überhöre ich. Auch, dass sie über die Konkurrenz herzieht.
Ich klammere mich störrisch an meinen Optimismus. Da teilt
sie mir mit, dass mein Hals praktisch nicht vorhanden sei und ich „Null
Hinterkopf“ habe. Schüchtern wende ich ein, dass meines Wissens jeder Mensch
über einen Hinterkopf verfügt, aber sie sagt, ich wüsste schon, was sie meint.
Und ich – stimme ihr zu.
Wieso mache ich das? Warum bin ich nicht so souverän wie die
Frau in einer Hollywoodkomödie, die auf die Vorschläge einer Kosmetikerin einwendet, sie
fände ihre großen Poren sehr praktisch. Da könne man lauter Kleinigkeiten
unterbringen, wenn man mal keine Handtasche mitnehmen will.
Wenn man über keines der gängigen Attribute weiblicher Schönheit
verfügt, dann braucht man mindestens einen guten Dialogschreiber. Oder ein so robustes
Selbstwertgefühl wie Melissa McCarthy – die aus
„Bridesmaids“. Am besten beides. Schon wieder Hollywood.
Das Leben ist keine Romantic Comedy. Sonst würde die Frisör-Zicke ihre verdiente Strafe bekommen. Zum Beispiel könnte Melissa
McCarthy sich auf sie werfen und sie kurzerhand unter sich begraben. Ich höre
direkt ihr empörtes Röcheln. Also das der Friseurin. Melissa würde sich
königlich amüsieren. Wenn ich so drüber nachdenke, hätte ich das selbst machen
können. Ich habe schon oft Lust gehabt, mal eine richtig hysterische Szene
hinzulegen. Aber im wirklichen Leben muss man ja aus der Nummer irgendwie
wieder rauskommen. Sowas will gut geplant sein.
Einmal habe ich es wirklich getan. Bin zur WG meines
Noch-nicht-ganz-Ex-Freundes marschiert, an seinem verblüfften Gesicht vorbei
und habe alle meine Fotos von der Pinnwand gerissen. Dann kommentarlos Türen
schmeißend die Wohnung verlassen. Da bin ich heute noch stolz drauf. Beim
Rückblick überkommt mich allerdings auch Mitgefühl. Der arme
Mann. So kannte der mich gar nicht. Vielleicht war das unser Problem. Aber ich schweife ab.
Eigentlich wünsche ich mir, dass mich meine sonst
durchaus scharfe Zunge nicht ausgerechnet im Stich lässt, wenns wirklich drauf ankommt.
Was für elegante Sätze ich dann kaltlächelnd servieren würde
– ach, ein Traum.
Der Zicke würde ich zum Beispiel sagen…..(to be continued).
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