Die junge Frau tanzt. Dass
sie dabei gut aussieht, kann sie an den Blicken der Männer erkennen. Das kleine
Mädchen, das sie einmal war, hat sie in eine dunkle Kammer gesperrt. Sie hat es
fast vergessen. Beim Tanzen vergisst sie alles. Sie ist eine andere.
Sie ist
die, die sich wie nebenbei umschaut, wen sie nachher in ihr Bett mitnimmt. Sie
wirkt cool und ist doch eine leichte Beute. Sie ist die, nach der man fragt, wenn sie
einmal nicht im Club auftaucht, aber davon weiß sie nichts. Über die geredet wird
mit Bewunderung und Neid, aber davon weiß sie nichts. Die einen geheimnisvollen
Eindruck macht und als unnahbar gilt. Wüsste sie davon, wäre sie sehr erstaunt.
Sie glaubt, sie
sei immer noch dieselbe wie früher. Aber sie sieht ganz anders aus. Endlich ist
sie nicht mehr das dicke Kind. Sie war
eine Weile fort und kam verwandelt zurück. Endlich will sie leben und Spaß
haben. Endlich gehört sie dazu. Glaubt sie.
Sie wünscht sich einen, der sie
durchschaut. Sie tut alles, um nicht durchschaut zu werden. Wenn es ihr gelingt,
ist sie bitter enttäuscht.
Die Kleine ruft nach ihr, aber sie will nicht hören. Sie weint leise, aber wird nicht getröstet. Erst am nächsten Morgen sind sie wieder zusammen und allein.
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